Das römische Echzell

JupitersäuleDas römische Echzell bestand aus einem der größten Kastelle am Obergermanisch-Raetischen Limes, einem Vicus, einer Therme, einem weiteren kleinen Kastell direkt am Limes und einigen Villae Rusticae, die die Bevölkerung mit Lebensmitteln versorgten. Der Limes, der ca. 2 km östlich des Lagers in Nord-Süd-Richtung verläuft, bildete die
Reichsgrenze zum damaligen Germanien. Er ist heute ein Teil des UNESCO-Welterbes und unter besonderen Schutz gestellt. Westlich der heutigen Kirche lag das große Kastell. Es beherbergte einst 500 Reiter und 500 Infanteristen und war damit doppelt so groß wie die Saalburg. Lager und Gebäude, ursprünglich in Holz-/Erde-Bauweise errichtet, wurden später zum Teil in Stein ausgeführt. Unter der evangelischen Kirche befinden sich noch Teile des einst mächtigen Bades, das etwa ein Viertel größer war als die Kirche. Ein Teil der römischen Grundmauern dienen der Kirche als Fundament. Hier konnten sich die Soldaten und auch die Zivilbevölkerung erholen. Aus-gestattet war die Therme mit einer Heizung, einem Dampfbad, Warm- und Kaltbädern sowie fließend warmem und kaltem Wasser. Die Fenster waren verglast.

Im Vicus lebte die Zivilbevölkerung, meist Handwerker und verarbeitende Betriebe, die das Kastell mit allem versorgten, was nötig war. Soweit bisher ergraben, dehnte es sich hauptsächlich westlich und südlich des Lagers aus. Ein Kleinkastell lag noch nahe des Limes, gegenüber der so genannten „Waldecke“. Es war ca. 0,4 ha groß und beherbergte Soldaten, die hauptsächlich für die Grenzüberwachung abgestellt waren.

Fundamente des BadesIm Vicus, in den beiden Kastellen und andernorts in der heutigen Gemarkung Echzell wurden sehr viele Funde und Befunde aus römischer Zeit getätigt, die uns eine reiche und hochstehende Kultur vor Augen führen. So wurden neben zahlreichem Hausrat wie Geschirr
und Aufbewahrungsgefäßen, Handwerkszeug, Glasresten, Schmuck, Kultgegenständen,
Spiel- und Schreibzeug, viele Münzen gefunden. Ein besonders schönes Kunstwerk aus einer Offiziersbaracke, die schönste römische Wandmalerei Hessens, wird im Saalburg-Museum ausgestellt.

Das römische Echzell existierte vom Ende des 1. Jahrhunderts bis in die 2. Hälfte des 3.
Jahrhunderts und wurde durch Germanenüberfälle zerstört.